Hinweis für Webseiten-Bearbeiter! Bitte gehen Sie nach der ersten Anmeldung im Webbaukasten zunächst auf XXX und machen Sie sich mit den Funktionen Ihrer neuen LBV-Webbaukasten-Seite vertraut.
Schon alleine durch seine Größe beeindruckt der Biber: Er ist neben dem südamerikanischen Capybara das zweitgrößte Nagetier der Erde. Neben dem Europäischen Biber gibt es noch den Kanadischen Biber. Die beiden Arten sind äußerlich nur schwer zu unterscheiden. Der Kanadische Biber ist trotz Bejagung in Nordamerika nicht bedroht und gefährdet, anders als der Europäische Biber. Der Europäische Biber war bis vor seiner fast flächendeckenden Ausrottung in weiten Teilen Europas und Asiens verbreitet. Begehrt waren vor allem sein Fleisch und sein Fell. Durch kontinuierlichen Schutz und Wiederansiedlungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Europäischen Bibers in den letzten Jahrzehnten auch bei uns wieder erholt. Der Europäische Biber ist in ganz Europa durch die FFH-Richtlinie (Anhänge II und IV) besonders geschützt. Der Biber lebt semiaquatisch. Das heißt, er benötigt zwingend fließende und stehende Gewässer und deren Uferbereiche in seinem Lebensraum. Besondere Kriterien an das Gewässer stellt der anpassungsfähige Biber dabei allerdings nicht. Von breiten Flüssen, über Bächen, Altarmen von Flüssen, Weiher und selbst kleinen Stillgewässer, besiedelt er alles. Körperlich ist der Biber perfekt an seinen nassen Lebensraum angepasst. Er hat Schwimmhäute zwischen den Zehen und einen platten, flachen Schwanz, der dem Biber als Steuer und Antriebsruder beim Schwimmen dient. Droht potentielle Gefahr, schlägt er mit dem flachen Schwanz laut auf das Wasser, um seine Artgenossen zu warnen. Sein Fell fettet der Biber mit einem speziellen, selbstproduzierten Sekret ein, um es wasserdicht zu machen. Dieses Sekret wird zudem genutzt, um die Reviergrenzen zu markieren. Tauchen kann der Biber bis zu 20 Minuten lang. Biber sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und leben paarweise mit ein bis zwei nachfolgenden Generationen an einem Gewässerabschnitt, der bis zu 3 Kilometer lang sein kann. Die Biber-typische Behausung der Tiere nennt man Biberburg. Diese besteht teilweise aus Erde und Schlamm, teilweise auch aus Ästen, Zweigen und Stämmen. Der Eingang zu einer Biberburg liegt immer unter Wasser. Fällt eine Biberburg aus irgendwelchen Gründen trocken, wird sie von den Bibern verlassen, da diese nun zugänglich für Feinde ist. Neben verschiedener Wohnkammern mit diversen Biberröhren besteht die Biberburg zusätzlich aus dem sogenannten Biberdamm, der für das Aufstauen des besiedelten Gewässers verantwortlich ist. Nicht selten befinden sich sogar mehrere Biberburgen in einem Biberrevier. Ständig wird neues Baumaterial herangeschleppt und die Biberburg und der Biberdamm werden damit stetig erweitert und ausgebaut. Selbst Bäume mit einem Stammdurchmesser von 80 cm sind für die Tiere kein Problem, sie durch gezieltes Benagen zu fällen. Den Tieren dient die Biberburg außerdem zusätzlich während der kalten Jahreszeit als Nahrungsvorrat und Speisekammer. Der Biber hält keinen Winterschlaf. Friert das besiedelte Gewässer während der Wintermonate zu, erreicht der Biber seine Nahrungsvorräte unter Wasser. Der Biber ernährt sich ausschließlich pflanzlich. Er bevorzugt Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen und Laubbäume, wie beispielsweise Espen, Erlen und Pappeln. Davon frisst er die Zweige, die Astrinde und die Blätter der von ihm gefällten Bäume. Selbst Gräser und Schilf werden von den Bibern nicht verschmäht.
Der Biber als Schlüssel zur Artenvielfalt
Besonders bedeutungsvoll, nicht nur für den Biber, sondern vor allem für viele weitere Tierarten, ist die künstliche Aufstauung der besiedelten Gewässer durch den Biber. Möchte man in Bayern ernsthaft und ernstgemeinten Artenschutz betreiben, führt kein Weg an der Akzeptanz des Bibers vorbei. Durch die Aufstauung künstlicher Seen, Teiche und Tümpel schafft er gerade für semiaquatische Tiere, wie beispielsweise die meisten unserer Amphibien, einen perfekten und wertvollen Lebensraum. Unsere einheimischen Amphibien befinden sich nämlich derzeit gerade im freien Fall, was den Artenschwund und den Schwund der einzelnen Individuen betrifft. Als Beispiel ist unser Grasfrosch (Rana temporaria) zu nennen. Einst war er unsere häufigste Froschart, verzeichnet er jetzt bereits einen lokalen Rückgang bis zu 99,8 Prozent in Bayern! Das ist äußerst alarmierend und erfordert schnellen Handlungsbedarf, den der Biber in kürzester Zeit schaffen würde, sobald man ihn zulässt. Darüber hinaus kreiert der Biber durch das Aufstauen der Gewässer wichtige Trittsteine für Amphibien, wo sie dank des ständigen Zugangs zu Wasser weite Distanzen zurücklegen können und ein wichtiger, genetischer Austausch stattfinden kann, der momentan ebenfalls durch die Zerstörung unserer Umwelt nicht mehr möglich ist. Auch daran liegt mitunter der drastische Rückgang unserer einheimischen Molch-, Kröten-, Frosch-, Unken- und Salamanderarten in Bayern. Nicht nur für Amphibien sind von Bibern geschaffene Lebensräume besonders attraktiv. Denkt man an wasserliebende Insekten, verzeichnen alleine unsere einheimischen Libellenarten einen erschreckenden Rückgang in Bayern. Von den 75 in Bayern nachgewiesenen Libellenarten sind drei bereits ausgestorben, fünf „vom Aussterben bedroht“, 14 „stark gefährdet“ und acht „gefährdet“. Auch hier würde der Biber einen einzigartigen Beitrag leisten, um die wasserliebenden und an das Wasser gebundenen Insektenarten zu schützen und zu erhalten. Darüber hinaus gilt das gleiche für seltene und hochbedrohte Vögel. Auch hier bietet die neue, vom Biber erschaffene Landschaft wertvolle Lebensräume. Schwarzstorch und Waldwasserläufer sind nur zwei Beispiele an seltenen Vogelarten, für die die geschaffenen Lebensräume durch den Biber überlebenswichtig wären.
Der Biber als Problem in Bayern
Der Biber gehört mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem der unbeliebtesten Tiere in ganz Bayern. Gründe dafür gibt es aus der Sicht der Landwirtschaft, der Waldbauern und der Jägerschaft vermeintlich viele: nagt er für die Holzproduktion relevante Bäume an, können sich in der Forstwirtschaft erhebliche finanzielle Schäden ergeben. Überschwemmt der Biber durch das Anstauen eines Gewässers beispielsweise einen forstwirtschaftlich genutzten Fichtenwald, kann ein massiver Verlust der Bäume entstehen, da diese sehr empfindlich auf zu viel Feuchtigkeit reagieren. Ausgleichszahlungen für Biberschäden gibt es jedoch von Seiten der bayerischen Regierung für die Geschädigten. Zudem werden Schutzmaßnahmen gefördert, wie zum Beispiel spezielle Schutzkrägen für Bäume, um diese vor Biberfraß zu bewahren. Bauern beklagen sich, dass ihre Felder von Bibern unterhöhlt werden und Fraß an Mais, Zuckerrüben und anderen Feldfrüchten entsteht. Auch das Unterhöhlen von Deichen kann gefährlich werden, da das im schlimmsten Fall zu einem Bruch des Deiches führen kann. Um Konflikte zwischen dem Artenschutz und der Wirtschaft zu vermeiden, bieten mittlerweile viele Kommunen Biberbeauftragte an, die helfen, für beide Seiten die besten Lösungen zu finden. Hier erklärt beispielsweise das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wertvolle Informationen für Geschädigte durch Biber:
Probleme und Konflikte mit dem Biber könnten beispielsweise durch die Bereitstellung von Bachauen als alternative Lebensräume vermieden werden. Auch eine Extensivierung von Gewässerabschnitten von mindestens 10 Metern mit der Anlage von breiten Uferstreifen mit Weichhölzern, könnte helfen, Probleme zwischen Mensch und Tier in Zukunft besser zu vermeiden. Die gezielten Anlagen von Wasserdurchlässen würden zudem dazu beitragen, Überschwemmungen durch den Biber zu vermeiden oder zu hemmen.
Der Hass auf die Tiere geht jedoch soweit, dass laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU) 15 Prozent der tot aufgefundenen Biber in Bayern entweder erschlagen, erschossen, vergiftet oder Opfer von Fallen wurden. In diesen Fällen werden von den Jägern besonders Fallen für Nutrias und Bisamratten zweckentfremdet. Der Biber unterliegt in Deutschland nicht dem Jagdrecht nach dem Bundesjagdgesetz und darf somit keinesfalls bejagt werden. Biberdämme werden immer wieder mutwillig zerstört oder nachhaltig geschädigt. Des Weiteren leidet auch der Biber am Lebensraumverlust, da immer mehr Gewässer ausgebaut oder zerstückelt werden. Zudem stellt auch der Straßenverkehr eine Gefahr für die Tiere dar und der Druck auf die Tiere steigt. Der LBV spricht sich auch hier ganz klar für den Schutz und den Erhalt des Bibers bei uns in Bayern aus.