Der Gänsesäger

Gänsesäger Männchen im Brutkleid, grünes Kopfgefieder mit scharfer Abgrenzung zum rosa gefärbten Brust- und Bauchgefieder (Foto: Michael Herzig) Die Rosafärbung zeigt sich vom Winter an bis ins Frühjahr.

Gänsesäger Weibchen als Regenschirm für vier Jungvögel (Foto Michael Herzig) Das Gänsesäger Weibchen zeigt ebenfalls die scharfe Abgrenzung zwischen braunem Kopf und hellem Brustgefieder, als Unterscheidungs-merkmal zum seltenen Mittelsäger.

 


Der Gänsesäger hat nichts mit Gänsen im Allgemeinen zu tun, auch wenn sein Name das zunächst vermuten lässt. Dennoch gehört der Gänsesäger zur Familie der Enten. Neben den anderen drei Säger-Arten (Mittelsäger, Zwergsäger und Kappensäger) ist er mit einer Flügelspannweite von 78–94 cm und einer Länge bis zu 68 cm der größte Vertreter der Säger. Vorzugsweise im Winter, in der Regel ab Oktober, lässt sich der Gänsesäger als Durchzugs- und Wintergast bei uns in Bayern beobachten. Als Brutvögel sind sie bei uns sehr selten. Gänsesäger sind Höhlenbrüter, im Gegensatz zu den meisten Entenvögeln. Er brütet vor allem in Baumhöhlen, aber auch Felsspalten, Uferunterspülungen, Dachböden etc.; künstliche Nisthöhlen werden gerne angenommen. Gänsesäger Küken verlassen das Nest einen Tag nach dem Schlüpfen. Dies ist oft nicht ungefährlich, wenn sich die Bruthöhle in größerer Höhe befindet. Die Jungen benutzen beim Sprung aus der Höhle ihre Flügelstummel als Fallschirm. Das Weibchen führt die Jungen dann zum Gewässer und betreut sie in den nächsten Wochen. In ganz Bayern leben etwa nur 420 - 550 Brutpaare. Der Gänsesäger ist in Bayern regional nur südlich der Donau verbreitet. Das Verbreitungsgebiet dehnte sich in den letzten Jahren jedoch immer mehr aus und neue Gebiete wurden von den Tieren erschlossen. Schuld daran könnte die Verbesserung der Wasserqualität unserer bayerischen Gewässer und ein konsequenter Schutz für die Vögel sein. Als kurzfristiger Trend konnte, laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU), in Bayern eine Zunahme von bis zu 20 Prozent der Gänsesäger verzeichnet werden. Der Gänsesäger ist laut LfU in Bayern nicht gefährdet. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er ebenfalls als ungefährdet eingestuft. Der Gänsesäger unterliegt gemäß § 2 Abs.1 Nr.1 des Bundesjagdgesetztes (BJagdG) dem Jagdrecht. Es besteht jedoch eine ganzjährige Schonzeit. Seit 1976 wird er in Deutschland nicht mehr bejagt.

Das eigentliche Verbreitungsgebiet des Gänsesägers umfasst weite Teile des nördlichen Eurasiens und Nordamerikas, wo er an sämtlichen süßen und klaren Still- und Fließgewässern lebt. Charakteristisch für den Gänsesäger sind sein langer Scheitel- und Nackenschopf und der gut fünf Zentimeter lange, schmale, rote Sägeschnabel. Dieser ist mit spitzen Hornzähnen besetzt und hat einen scharfhakigen Nagel, der sich perfekt zum Packen und Festhalten von Fischen eignet. Als weiteres charakteristisches Merkmal des Gänsesägers haben die Männchen einen schwarzgrünen Kopf, die Weibchen dagegen einen rötlichbraunen.

 

Probleme des Gänsesägers mit seiner Umwelt

Die Hauptbeute des Gänsesägers besteht aus kleineren Fischen, die maximal eine Länge von 10 cm aufweisen. Er ist ein auf ausschließlich Fisch spezialisierter Sichtjäger. Erspäht der Gänsesäger Beute, taucht er zum Fang bis zu 10 Meter tief. Täglich benötigt ein ausgewachsener Gänsesäger bis zu 300 Gramm Fisch. Gerade Trübungen von Gewässern machen den Gänsesägern die erfolgreiche Jagd schwer. Im trüben Wasser können die Vögel Fische nur schlecht oder gar nicht erkennen. Trübe Gewässer spielen oftmals eine tragende Rolle, wenn Jungtiere aufgrund zu geringer Jagderfolge verhungern. Gerade deswegen wäre die Erhaltung und Entwicklung geeigneter Nahrungsgewässer mit geringer Trübung und ausreichendem Besatz an Kleinfischen bayernweit sehr wichtig. Verantwortlich für die Trübung von Gewässern ist in der Regel Überdüngung der Felder durch die umliegende Landwirtschaft. Ausgebrachter Tierdung beeinflusst die Gewässer in der Regel stark, doch auch Kunstdünger, Insektengifte und Unkrautvernichter verfehlen ihre Wirkung nicht. Langfristig haben diese Pestizide drastische Auswirkungen auf das Grundwasser und alle Flächengewässer. Ein anderer Grund für die stete Verschmutzung unserer Gewässer ist der Mensch, der sich in Metropolen, Städten und in der Industrie immer weiter ausbreitet und somit immer mehr Bedarf an frischem Wasser hat. Laut wissenschaftlichen Studien haben in Europa nur noch 39 % der Oberflächengewässer einen guten oder sehr guten ökologischen Zustand. Die Verschmutzung des Wassers hat natürlich auch negative Auswirkungen auf die Fortpflanzungsraten unserer einheimischen Fischarten. Diese werden immer weniger und fischfressende Arten wie der Gänsesäger geraten zunehmend in Bedrängnis aufgrund von fehlender Nahrung. Auch die Umweltverschmutzung spielt im Lebensraum des Gänsesägers für die Tiere eine große Rolle mit äußerst negativen Folgen. Immer wieder verheddern sich Gänsesäger und andere Vögel in weggeworfenen Angelschnüren oder Fischernetzen und verenden darin qualvoll. Zudem machen Wassersportler den Vögeln das Leben schwer. Durch andauernde und regelmäßige Störungen durch beispielsweise Motorboote, Paddler, Schwimmer, Kanus usw., kann es zu starken Beeinträchtigungen der Brut bis hin zum Verlust der Brut kommen. Nach der Brutzeit beginnt in der Regel die Vollmauser der Vögel. Während dieser Zeit wechseln sie ihr komplettes Federkleid und können nicht fliegen, sondern nur laufen und schwimmen. Werden sie während dieser sensiblen Zeit gestört, hat das fatale Folgen für die Gänsesäger, die sich in Stress und gesundheitlichen Problemen auf die Vögel niederschlagen können. Der Gänsesäger ist ein guter Indikator, um aufzuzeigen, wie intakt ein Lebensraum noch ist. Der Vogel ist sehr störanfällig und gibt sein Nahrungsgewässer schon auf, wenn bereits im Umkreis von 80 Metern um das Gewässer Störungen erfolgen. Der Gänsesäger hat mit 250 Meter eine weite Fluchtdistanz. Vor allem im Winter wird das für die Vögel ein Problem, da sie bei den Flügen aufgrund der Störungen viel unnötige Energie verlieren, die sie eigentlich für die kalte Jahreszeit dringend bräuchten. Eine zu beobachtende geringe Fluchtdistanz von Gänsesägern lässt sich eher durch eine Schwächung des jeweiligen Tieres erklären, als durch eine Gewöhnung an den Menschen.

 

Der Gänsesäger als Problem in Bayern 

Wie alle fischfressenden Vogelarten ist der Gänsesäger in Bayern neben vielen anderen Vogelarten wenig beliebt. Vor allem neben dem Kormoran wird seine Ausbreitung bei uns deutlich kritischer als positiv gesehen. Neben der Fischwirtschaft sind es vor allem die Hobby-Angler und -Fischer, die gegen den Gänsesäger an unseren Gewässern sind. In Bayern fordern Fischereiverbände eine Lockerung für den Schutz des Gänsesägers und anstelle dafür die Bejagung der Vögel. An dem oberbayerischen Fluss Ammer gab es aufgrund einer mehrjährigen politischen Debatte zur Vergrämung des Gänsesägers eine Untersuchung des Landesfischereiverbandes Bayern, in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministeriums. Nach dem Vergleich zweier Gewässerabschnitte, einmal mit und einmal ohne Vergrämung der Vögel, konnten nach zwei Jahren ein fünfmal höherer Äschen-Bestand an dem Abschnitt mit Vergrämung festgestellt werden. Von daher träumen Hobby-Angler in Angler-Foren bereits von einer Welt ohne Kormoran und Gänsesäger. Fiktive Hochrechnungen von Anglern schüren dabei den Hass gegen die Vögel, indem sie utopische Berechnungen anstellen, wieviel so ein Vogel über das Jahr gerechnet an Fischen verzehrt. Gänsesäger werden bis heute als Schädlinge wahrgenommen und auch bei uns immer wieder illegal bejagt und getötet. Schuld am Rückgang der natürlichen Fischbestände ist aber in erster Linie der Mensch, der die Gewässer durch sein ständiges Einwirken andauernd negativ beeinflusst. Der LBV spricht sich ganz klar für den Schutz des Gänsesägers in Bayern aus.