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Der Silberreiher - ein mittlerweile häufiger Gast
Ursprünglich stammt der Silberreiher aus weiten Teilen Ost- und Südeuropas, Nord-, Mittel- und Südamerikas, Asiens und Afrikas. Seit Beginn der 1990 Jahre sind die Silberreiher in deutlich steigenden Stückzahlen auch in Bayern zu sehen. In Bayern ist der Silberreiher noch kein Brutvogel, es wurden jedoch bereits schon einige Reiher im Prachtkleid gesichtet. Das könnte ein deutliches Indiz dafür sein, dass die Tiere in nicht allzu ferner Zeit auch bei uns in Bayern brüten werden, sollten sich die klimatischen Bedingungen für die Silberreiher weiterhin optimieren. Der Silberreiher ist neben vielen anderen in Bayern eingewanderter Tierarten ein Gewinner der Klimaerwärmung. Einen Brutverdacht gab es bereits erstmals 2002 in Oberbayern, an einem der vielen Voralpenseen. Im Jahr 2012 gelang, laut DDA, der erste sichere Brutnachweis für den Silberreiher in Deutschland. Das war jedoch im äußersten Nordosten, wo sich zwei Silberreiherpaare einer Graureiher-Brutkolonie angeschlossen hatten. Alle Meldungen von Bruthinweisen und -nachweisen zum Silberreiher in Bayern an das Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) sind besonders erwünscht. Mittlerweile sieht man Silberreiher nicht nur in der warmen Jahreszeit, sondern auch recht häufig während der Wintermonate bei uns. Das heißt, die eigentlich sehr wanderfreudigen Vögel finden mittlerweile gute Voraussetzungen in Bayern auch die schwierige Jahreszeit bei uns gut zu überstehen. Verschlechtern sich die Bedingungen während der kalten Jahreszeit zu sehr, wandern die Silberreiher in Richtung Süden ab, wo sie bessere Lebensbedingungen bei milderen Temperaturen vorfinden. Die Silberreiher bei uns in Niederbayern stammen wahrscheinlich aus östlichen Gebieten, etwa aus Ungarn oder vom Neusiedler See. Ein weiterer Grund dafür, warum man die Tiere vergleichsweise häufig bei uns sieht, liegt auch an der Entwässerung der Niedermoore. Gerade im Königsauer Moos konnten sich dadurch gigantische Mäusepopulationen in den Mooswiesen entwickeln. Diese dienen den Reihern auch als Hauptnahrungsquelle im Winter, so lange nicht zu viel Schnee liegt. Die IUCN stuft den Silberreiher als nicht gefährdet (least concern) ein. Der aktuelle Bestand der Kosmopoliten wird derzeit auf 590.000 bis 2.200.000 Tiere geschätzt. Der Silberreiherbestand in Mitteleuropa beträgt schätzungsweise 2500 – 3900 Brutpaare.
Voraussetzungen zur erfolgreichen Brut in Bayern
Silberreiher bevorzugen dichte Schilfgürtel an Seen, Weihern, Flüssen und Altarmen von Flüssen. Auch in Mooren und Sümpfen sind sie anzutreffen, wenn dort genügend
Bäume und Büsche zu finden sind. Im dichten Schilf und Röhricht werden die bis zu einem Meter im Durchmesser großen Nester in Bodennähe gebaut. Eher seltener werden Nester im tiefen Gebüsch
angelegt. Silberreiher brüten einzeln, sowie auch in Kolonien. Ein ausschlaggebender Faktor für eine erfolgreiche Brut ist, dass den Tieren genügend weitläufige und ungestörte Schilfgebiete zur
Verfügung stehen. Ruhige Altschilfbestände gibt es mittlerweile nur noch wenige, denn durch Verbauung und die zunehmenden Störungen durch diversen Freizeitbetrieb werden diese Schilfbestände
unbewohnbar für die Vögel. Ein nicht zu unterschätzender Störfaktor für die Tiere sind zudem auch freilaufende Hunde, die immer wieder durch die Schilfgürtel rennen und Vögel aufstöbern. Hier
würden beispielsweise Betretungsverbote und Ausweisungen von Ruhezonen zur Vermeidung von Störungen in den Brutbereichen helfen, sowie der Erhalt und die Förderung ausgedehnter Schilfbestände an
Gewässern.
Probleme mit Silberreihern
Silberreiher unterliegen dem Naturschutzgesetz und dürfen in Deutschland nicht bejagt werden. Der Silberreiher ist gemäß Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) besonders und streng geschützt. Immer wieder werden jedoch schwerverletzte oder tote Vögel gefunden, die illegal mit Schrot beschossen wurden oder gezielt gejagt wurden. Bestätigenderweise liest man diesbezüglich in ein oder anderen Online-Jad-Forum feixende und bezeichnende Kommentare von Jägern, die sich hier im gegenseitigen Austausch über den Abschuss von Silberreihern unterhalten. Zum Beispiel, dass "man sich beim Abschuss eines 'Albino-Graureihers' am besten nicht erwischen lassen soll", dass "vier 'Albino-Graureiher' an einem Tag erlegt wurden", oder etwa vorsorgliche Hinweise, wie: "Die Erlegung der 'Albino-Graureiher' könnte teuer werden!". Mit dem Albino-Graureiher ist hier eindeutig der Silberreiher gemeint. Der Graureiher ist nämlich die einzige Reiherart, die in Bayern dem Jagdrecht unterliegt. Die angeblich verursachten Probleme durch den Silberreiher liegen darin, dass er Fisch- und Teichwirten, sowie Hobby-Anglern das Leben schwer machen soll, weil er Fische frisst. Gerade an Teichen, die abgefischt werden, sollen laut Berichten von Fischwirten und Hobby-Anglern, unzählige Silberreiher vor Ort sein, die sich die Mägen vollschlagen. Welche finanziellen Schäden durch Silberreiher dabei tatsächlich entstehen, ist bislang nicht belegt und nicht bekannt. Von daher besteht für potentiell geschädigte Fischwirte und Teichbesitzer kein Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich oder Schadensersatz von staatlicher Seite. Der Staat bietet den potentiell Geschädigten jedoch eine Förderung für die Schutzmaßnahmen der Teiche, beispielsweise notwendige Netze, Stolperfallen oder andere, tiergerechte Abwehrmethoden. Augenscheinlich ist das vielen potentiell Geschädigten nicht genug und die Reiher müssen vorzugsweise erlegt werden. Auch hier geht der LBV zusammen mit dem Komitee gegen Vogelmord gegen Artenschutzkriminalität vor (https://www.lbv.de/naturschutz/standpunkte/umweltkriminalitaet/vogelmord/).
Anfang des 20. Jh. stand der Silberreiher schon einmal kurz vor der Ausrottung - damals spielten allerdings andere Gründe eine Rolle, als sein angeblich viel zu großer Appetit auf Fisch. Die langen, reinweißen, seidigen Schulterfedern des Prachtkleides der Vögel waren in der Hutmode des 19. Jahrhunderts so begehrt, weshalb die Silberreiher seiner Zeit extrem bejagt wurden und in Mitteleuropa nahezu ausgerottet waren.
Trotz aller Behauptungen besteht die Nahrung des Silberreihers neben Mäusen hauptsächlich aus Insekten und Wasserinsekten, die er durch langsames Waten im Seichtwasser aufschreckt. Des Weiteren verschmäht er Amphibien und deren Larven nicht. Auch Regenwürmer oder Vogelküken gehören, neben Fisch, zum natürlichen Beutespektrum des Silberreihers. Oft kann man Reiher auch am seichten Gewässerrand beobachten, wie sie starr ausharrend auf vorbeiziehende Beutetiere in Reichweite warten. Zudem sieht man jagende Silberreiher oft auf Grünflächen und Feldern, weitab von Gewässernähe. Aus der Sicht des LBV stellt der Silberreihe keine Bedrohung für die Fischereiwirtschaft in Bayern dar.